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Blumfeld und die falschen Fuffies

Leseproben

(...) Polizei-Obermeister Anselm Sauerteig rieb sich verlegen die Nase.
"Ist Herr Lima da?", fragte er mit belegter Stimme und betrat unseren
Hausflur, Blicke um sich werfend, als hätte er Angst, unverzüglich
überfallen zu werden. "Kann ich offen sprechen?", fragte er mit einem
Seitenblick auf mich, nachdem ihn Emil Lima in unser Gemeinschaftszimmer
gebeten hatte. Man sah Anselm Sauerteig an, dass ihm sehr unwohl war.
"Natürlich", antwortete Emil Lima.
"Nun, es ist so... ähh…" Anselm Sauerteig stockte.
Die Spitzen seines Schnurrbartes zitterten.
"Es ist noch mehr Falschgeld aufgetaucht."
Emil Lima nickte, als ob er das geahnt hätte.
Anselm Sauerteig trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.
"Und, wie Sie wissen.. Also... durch dieses neue Kaufhaus... Der
Verkehr... Also, der mehr Verkehr... " Anselm Sauerteig sah auf seine
Schuhspitzen. "...ähm - wir sind ja nicht so viele, von der Polizei,
hier in Trollberg! Wir haben zwar aus Eisenberg Verstärkung
angefordert, aber die haben eigentlich keine Zeit, viele von denen haben
gerade die Grippe und überhaupt...", haspelte Anselm Sauerteig weiter.
Es war ihm wirklich oberpeinlich.
"Mhm..." Emil Lima tat, als inspizierte er ausgiebig seine Fingernägel.
"Herr Lima", flüsterte Anselm Sauerteig ergeben und knetete
mit der rechten Hand seine linke Hand. "Herr Lima, würden Sie
uns - helfen? Würden Sie uns - quasi - Amtshilfe leisten?"
Emil Lima genoss jeden Augenblick.
"Nun", sagte er dröhnend und ging schwer und
wichtig auf und ab. "In Anbetracht der Tatsachen..."
"Bitte", seufzte Anselm Sauerteig. Auf seiner Stirn
bildeten sich kleine Schweißtröpfchen.
"Wenn ich davon ausgehen kann, dass Sie mich
über Ermittlungen und Erkenntnisse auf dem
Laufenden halten! Dann - will ich mal nicht so sein, wa?"
Emil Lima grinste mich an und kniff ein Auge zu, was Anselm Sauerteig
nicht sehen konnte. Anselm Sauerteig war unendlich erleichtert.
Er schnappte Emil Limas rechte Hand und schüttelte sie,
als wäre sie ein Pumpenschwengel. (...)


(...) Max und Ole betraten gleichzeitig den Rasen.
Sie bewegten sich aufeinander zu bis zur Mitte, lauernd und langsam, als
wären sie zwei kampferprobte Titanen, die vor Kraft kaum laufen konnten.
Dann kamen sie dicht voreinander zu stehen, breitbeinig, bereit, den andern
sofort ordentlich zur Schnecke zu machen.
"Du bist also der Trainer der Wonneproppen", sagte Max leise
und seine Stimme triefte vor Verachtung.
"Und du der Trainer der Dumpfbacken", sagte Ole
und es klang wie das Bellen eines Hundes.
Die Wonneproppen nannten uns 'Dumpfbacken', aber eigentlich wagte nie einer,
uns in unserer Gegenwart so zu nennen.
Außer Ole.
"Weißt du, was dein Problem ist, Max Bachmann?"
"Warum habe ich das Gefühl, dass du es mir gleich sagen wirst?"
"Ihr seid elende Versager. Ihr werdet gnadenlos verlieren. Ihr werdet heulen und
jammern und Zähne klappern und euch die Hosen voll machen", sagte Ole.
"Und ihr werdet euch wundern, Großmaul", erwiderte Max.
"Wir werden euch schlagen und vernichten."
Max spuckte direkt neben Oles Fuß.
"Wir werden euch zertreten wie erbärmliches Gewürm,
bis ihr vom Platz nur noch kriechen könnt, ihr Blindgänger!"
Ole Kaminski lachte meckernd heraus.
"Du bist ein hirnloser Idiot."
"Und du eine sabbernde Memme."
Dann drehten sich die beiden um und stapften zu ihren Mannschaften zurück.
Damit war das Freundschaftsspiel eröffnet. (...)

(...) "Wir müssen eine Verlegenheits-Elf aufstellen. Fragt sich nur, mit wem."
Caramba war inzwischen zu einem schlaksigen Blondschopf gegangen, der alleine in einer Ecke stand
und sich genervt das Gewusel auf dem Schulhof ansah.
Ich hatte Caramba noch nie mit jemandem auf dem Schulhof reden sehen.
Ich hatte ihn überhaupt noch nie mit jemand anderem gesehen.
Das wurde mir in dem Moment bewusst.
Max krallte sich in meinen Arm.
"Schau dir die Füße von dem an, Bussi-Bär!", raunte er mit ungläubiger Stimme.
"Seine Füße! Die sehen aus wie - wie Boote!" Er starrte auf die Füße
des Blondschopfs, als wären sie das achte Weltwunder. Jetzt sah ich es auch.
Der Blonde hatte eine gewaltige Schuhgröße.
"Bussi-Bär, den nehmen wir! Mit solchen Füßen trifft er jeden Ball!"
Max schnürte in Richtung Caramba und Blondschopf und blieb wie zufällig vor ihnen stehen.
Flugs zauberte er ein überraschtes Lächeln auf sein Gesicht.
"Hallöchen!", flötete er. "Ich kenn dich noch gar nicht.
Du bist sicher in Carambas Klasse? Caramba, willst du uns nicht vorstellen?"
"Nein", sagte Caramba.
"Ich heiße Max", sagte Max ungerührt. Er streckte den Arm
nach mir aus und zogmich her zu sich. "Und das ist Patrick."
Er tätschelte mir die Schulter, als sei ich sein Hund und schubste mich wieder weg.
"Bist du neu?", fragte er den Blondschopf zuckrig.
"Wie heißt du denn?"
"Nitro", sagte der Junge mit den Riesenfüßen.
"Wie?", japste Max entgeistert und auch ich glaubte, mich verhört zu haben.
"Nitro. Ich heiße Nitro Glitz."
"Ooookay", sagte Max langsam und ungläubig. "Aber du vergackeierst uns nicht, oder?"
"Nein", sagte Nitro Glitz ohne jede Regung. "Ich vergackeiere niemals jemanden."
"Nun gut, äh, Nitro. Du kannst doch sicher hervorragend Fußball spielen, oder?
Ich meine, - äh - bei diesem Namen." Max lachte, als hätte er einen Super-Witz gemacht.
Nitro Glitz verzog weiterhin keine Miene.
Ich fragte mich, ob seine Gesichtszüge nicht einfach einbetoniert waren.
Kein Wunder, dass er sich mit Caramba so gut verstand.
Mit Caramba und seinem ewigen Ist-mir-doch-alles-egal-Blick.
"Ich habe noch nie Fußball gespielt", sagte Nitro Glitz.
Max klappte der Unterkiefer runter. Sowas hatte er sicher schon lange nicht mehr gehört.
"Macht nichts", sagte Max tapfer. "Wir nehmen dich trotzdem." (...)

168 S. ***

ISBN 978-3-00-049270-9

Viel Spaß!